Weltrekordler an der Schule
Die Vögel, von denen die Rede ist, sind die Mauersegler (Apus apus), die oft mit den Schwalben verwechselt werden, mit diesen aber nicht näher verwandt sind. Nur die mit ihnen eng verwandten Kolibris können sich mit ihren Flugkünsten messen.
An der Laurentius-Schule in Neuendettelsau gibt es schon seit langem solch eine Population. Diese in Kolonien brütenden Vögel sind sehr standorttreu und benutzen gerne altes Dachgebälk mit seinen Einfluglöchern als Nistplatz. Diese Brutmöglichkeiten waren während der fünfjährigen Umbau- und Sanierungsphase des Schulgebäudes nicht immer uneingeschränkt zugänglich und eine Abwanderung der besonderen Vögel drohte. Auf Anregung von einigen engagierten Lehrern und von Diakoneo, die als Bauherrin auch die Kosten übernahm, wurde daher nach Möglichkeiten gesucht, diese Kolonie zu erhalten. Die Lösung des Problems waren Nistkästen, die jedes Jahr den Vögeln angeboten wurden. Dazu mussten immer wieder die Gerüste zur Brutzeit zurückgebaut werden und die Fassadenarbeiten auf die Nistzeiten abgestimmt werden - Flexibilität und guter Willen der ausführenden Baufirma Högner war hier besonders gefragt.
Erfreulicherweise klappte das Experiment und die Vögel nisteten weiterhin an der Schule. Nun ist die Sanierung beendet, die Baugerüste verschwunden und an den alten Brutstellen sind hochwertige Brutkästen mit querovalen Einfluglöchern in die Fassadenverkleidung integriert. Und siehe da - auch diese wurden von den Zugvögeln, die im Frühjahr aus ihren Winterquartieren aus dem Süden Afrikas zurückkehrten, angenommen. Nun flitzen und schwirren sie meist in luftiger Höhe um das Schulgebäude herum und fangen dabei Fluginsekten, mit denen sie sich und ihre Jungen ernähren.
Genau darin liegt aber das Problem: Durch den Rückgang der Fluginsekten, gut erkennbar an den sauberen Frontscheiben der Autos, geht auch der Bestand dieser Vögel zurück. Forschungen der Arbeitsgruppe Mauersegler aus Roth fanden heraus, dass der Nahrungsmangel einige Mauersegler gelegentlich dazu treibt, einfach mal einen kurzen Trip zu den insektenreichen Seen Ungarns zu unternehmen , um an Futter für die Jungen zu gelangen.
Ein weiterer Grund für den Bestandrückgang ist die Renovierung von Gebäuden mit ihren alten Brutmöglichkeiten, wo diese Flugkünstler vergessen werden und keine neuen Nistgelegenheiten geschaffen werden.
Mauersegler gehören zu den Vögeln, die sich am extremsten an den Lebensraum Luft angepasst haben. Fast ihr ganzes Leben spielt sich in der Luft ab. Einen auf einem Ast sitzen oder auf dem Boden hüpfenden Mauersegler wird man nicht sehen. Sie trinken und schlafen in der Luft, das benötigte Nistmaterial wird im Flug gefangen, ja sogar die Paarung erfolgt im Fluge. Nur die Aufzucht der Jungen erfolgt aus verständlichen Gründen zwischen Mai und August auf festem Boden, aber immer noch in luftiger Höhe.
Als reine Insektenfresser sind sie sogenannte Fernzieher, die die nahrungsarme Zeit im europäischen Winter lieber im südlichen Afrika verbringen. Diese Reisen gliedern ihr Jahr: jeweils drei Monate hin- und Rückreise und jeweils drei Monate Aufenthalt im Brutgebiet und Winterquartier.
Wer sich für die Flugkünste dieser pfeilschnellen und wendigen Vögel interessiert, kann sie besonders gut am Morgen und Abend rund um das Schulgebäude beobachten. Sie sind unverwechselbar durch ihren rasanten Flug und ihre schrillen Rufe.
Andreas Bremm, Lehrkraft für Biologie und Chemie
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