In diesem Schuljahr besuchen 14 ukrainische Kinder unsere Realschule. Sie sind inzwischen ein wichtiger Teil unserer Schulgemeinschaft und bereichern unseren Schulalltag durch ihre kulturellen Perspektiven und ihre bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit.
Unsere ukrainischen Schüler*innen sind in die regulären Klassen integriert und zeigen ein vorbildliches Verhalten. Ihre Mitschüler*innen begegnen ihnen mit Offenheit, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit, wodurch eine unterstützende und respektvolle Lernatmosphäre geschaffen wird. Auch unsere Lehrkräfte leisten Außergewöhnliches: Sie nehmen sich viel Zeit, um die sprachlichen Barrieren zu überwinden, indem sie beispielsweise Unterrichtsinhalte auf Ukrainisch übersetzen oder individuelle Unterstützung anbieten.
Ein Schüler, dessen Geschichte uns alle besonders beeindruckt, ist Nikita. Er kam am 19. März 2022 zusammen mit seiner Mutter, Schwester und Oma nach Deutschland, mehr durch Zufall nach Windsbach. Nach einem ersten Jahr in der Brückenklasse der Mittelschule Windsbach wechselte Nikita im Februar 2023 an unsere Realschule und stieg in die 8. Klasse ein. Bereits in der 9. Klasse absolvierte er den externen Qualifizierenden Mittelschulabschluss – mit einem herausragenden Notendurchschnitt von 1,6! Laut seinem Klassenlehrer, Herrn Reinhardt, ist Nikita hervorragend in die Klassengemeinschaft integriert.
Nikita meistert nicht nur seinen Alltag bei uns an der Schule, sondern besucht zusätzlich nachmittags eine Online-Schule, um das ukrainische Abitur zu erlangen. Sein großer Berufswunsch: Steuerberater. Seine kleine Schwester besucht aktuell noch die Grundschule in Windsbach, plant aber, im nächsten Schuljahr ebenfalls an unsere Realschule zu kommen.
Nikita hat eine besondere Verbindung zur deutschen Sprache, da seine Uroma Deutschlehrerin war und er in der Ukraine Deutsch als Fremdsprache gewählt hatte. Diese Grundlage hat ihm in der aktuellen Situation sehr geholfen. Dennoch ist seine Lebenssituation herausfordernd: Sein Vater ist als Grenzsoldat in der Region Charkiw stationiert, kann nicht nach Deutschland kommen und ein Ende dieses unbarmherzigen Krieges ist nicht in Sicht.
Die Geschichte von Nikita zeigt uns, wie wichtig es ist, eine sichere Schulheimat zu schaffen, in der sich alle Kinder und Jugendlichen entfalten können. Wir sind stolz auf seine Leistungen und bewundern seine Stärke und Zielstrebigkeit.
Wir sind uns bewusst, dass Sprache der Schlüssel zum Erfolg ist. Während einige Schüler*innen bereits beeindruckende Fortschritte machen, kämpfen andere noch mit der Herausforderung der Sprachbarriere. Doch wir bleiben zuversichtlich und setzen alles daran, auch diese Kinder bestmöglich zu fördern.
Neben der Unterstützung durch die Klassenlehrkräfte stehen unseren ukrainischen Schüler*innen Frau Gruber als Schullaufbahnberaterin sowie Frau Rank, unsere Berufsberaterin der Agentur für Arbeit, zur Seite. Gerade für die Schüler*innen ab der 9. Klasse können dadurch gezielte Maßnahmen eingeleitet werden, um ihnen den Übergang ins Berufsleben zu erleichtern.
Unser Ziel ist es, allen Kindern – unabhängig von ihrer Herkunft – eine sichere Schulheimat zu bieten. Es erfüllt uns mit Stolz, zu sehen, wie diese jungen Menschen trotz schwieriger Umstände neue Wege finden, wachsen und Teil unserer Schulgemeinschaft werden.
G. Seitzinger-Bürkel