Aktionstag „EinDollarBrille“
„Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir“ – schön wär’s, aber leider verlieren das die beteiligten Akteure, seien es nun Lehrer, Schüler oder auch Eltern oft immer wieder aus den Augen, weil es halt naheliegend erstmal wichtiger ist den vorgeschriebenen Schulstoff durchzunehmen (Lehrer) oder sich durch Auswendiglernen erstmal die Zeugnisvier (Schüler) und den Familienfrieden (Eltern) zu sichern.
So stößt ein angekündigter Aktionstag bei Lehrern, Schülern und Eltern nicht unbedingt auf sofortige Gegenliebe, geht doch damit wieder wichtige Unterrichtzeit „verloren“.
Ich habe mich trotzdem getraut, weil ich Wissen vermitteln wollte, das mir wichtig war. Nachdem ich meine Gedanken einigen Kolleg*innen im Lehrerzimmer vorgetragen hatte, waren Frau Fiegl, Herr Bittel und Herr Burger auch schnell zu überzeugen beim Projekt „EINDOLLARBRILLE“ einzusteigen und mich zu unterstützen. Frau Seitzinger-Bürkel und die Fachschaft Religion hatten dann die Idee, dem Verein die Weihnachtskollekte zukommen zu lassen, die Lehrerschaft spendete im Rahmen des Weihnachtsessens und über eine Pfandflaschensammelaktion und das Startgeld fürs Adventuregame kam nochmals Geld zusammen, stolze 1300 €.
Somit war der Rahmen gesteckt: Spenden sammeln, Informationsveranstaltung für unsere neunten Klassen, Spendenübergabe an den Verein und dann noch das Adventuregame.
Meine Frage an die im Mehrzweckraum versammelten 100 Neuntklässlern zum Einstig „Wer von euch braucht zum Lesen oder zur Fernsicht eine Brille?“ Wie erwartet gehen etwa 40 Hände nach oben – „…und wer hat eine solche Brille? Wieder gehen etwa 40 Hände nach oben. Und genau da liegt dann auch der Unterschied zwischen uns in Deutschland und den Menschen im globalen Süden, in Afrika, Asien und Südamerika – auch hier benötigen etwa 40% aller Menschen, jung und alt, wie bei uns eine Brille, können sie sich aber in vielen Fällen finanziell nicht leisten. Um das zu ändern, wurde vor 10 Jahren der EinDollarBrillen-Verein gegründet.
Als ich vor einigen Jahren in einer Zeitungswerbung gelesen habe, dass es den Verein gibt, war ich sofort überzeugt, dass das eine gute Sache ist, für die es sich lohnt, zu spenden. Was für mich persönlich noch dazu kam war, dass die Idee für die Herstellung solcher Brillen der Realschullehrerkollege Martin Aufmuth aus Erlangen hatte, wie ich auch M/Ph-Lehrer-
An unserem Aktionstag nun brachten wir den Schülern nahe, wie man aus einem Stück Stahldraht, ein paar Perlen, einem Schrumpfschlauch und zwei Kunststofflinsen fast unverwüstliche Brillen herstellen kann. Wir zeigten in Bildern, Videos und Livevorführungen, wie jemand mit Sehfehlern die Welt (nicht)sieht, wie man Sehstärke feststellt, wie man Brillengläser anpasst und Brillengestelle biegt. Dazu kamen noch Landeskunde ( wo liegt eigentlich Burkina Faso?) und Geschichten über die Schicksale der betroffenen Menschen.
Zum Schluss des ersten Teils der Veranstaltung überreichten wir Herrn Schwamb vom Verein den symbolischen Scheck über unsere gesammelten 1300 Euro.
Im zweiten Teil ging es dann darum, das erhaltene Wissen in einem vom Verein erarbeiteten Adventure Game umzusetzen. 18 Teams aus jeweils 5 oder 6 Schüler*innen traten nun 70 Minuten gegeneinander an und mussten in 5 Etappen die verschiedensten Aufgaben lösen. Dabei ging es um Länderkunde, Karten lesen, aus Labyrinthen herausfinden, Kombinationsaufgaben zum Erhalt von Codezahlen lösen, Inhalte aus Texten erfassen und am Schluss auch noch um das Basteln einer Faltbrille aus Papierbögen. Die zwei besten Gruppen konnten sich dann freuen über coole Sonnenbrillen, die uns für die Aktion von Firma UVEX gespendet wurden.
Mein persönliches Fazit vom Aktionstag – eine rundum gelungene Sache, von der ich hoffe, dass auch etwas für das Leben hängenbleibt.
Michael Weber