Jesus in der Wunderblume – Das Schäferbild ist zurück
Während der Umbauarbeiten im Zentralschulhaus war das dreiteilige Gemälde nach Art eines Flügelaltars aus dem Musiksaal für einige Zeit „ausgewandert“. Nur mit Hilfe einer Spezialfirma und der Hausmeister war die Installation an seinem angestammten Platz zu bewältigen.
Das Bild stammt vom Kirchenmaler Rudolf Schäfer (1878-1961) und wurde, vermutlich zum 30jährigen Schuljubiläum für den Festsaal des Schulhauses geschaffen, also für den Ort, an dem es jetzt wieder hängt.
Bei seiner Übergabe an Schule und Gemeinde im März 1933 erschien ein Artikel dazu in der Neuendettelsauer Chronik der Diakonissenanstalt, welcher die Motive des dreiteiligen Gemäldes erläutert.
Im Zentrum befindet sich das Jesuskind in einer blauen Wunderblume – einem Symbol der Epoche der Romantik, das aus einer altdeutschen Sage stammt und besagt, dass der Finder dieser Sehnsuchtspflanze reich belohnt wird.
Um das Zentrum des Bildes gruppieren sich ein Schäfer mit den Gesichtszügen Wilhelm Löhes, des Gründers der Diakonie Neuendettelsau - sowie Menschen verschiedenen Alters. Neben dem Hirten mit Herde finden sich weitere Motive der Weihnachtsgeschichte, etwa die Krippe und die Weisen aus dem Morgenland rund um den riesigen blauen Blütenkelch, aus dem das Christkind herausleuchtet.
Historisches Zeugnis, Kunst oder Kirchenkitsch?
Die Darstellung der Weihnachtsgeschichte – auf saftig-blühender Wiese vor Tannenbaum mit Regenbogen über dem Christkind in der Wunderblume – ist sehr ungewöhnlich und mischt Motive unterschiedlicher Herkunft.
Zudem zeigt sich das Gemälde in seiner rechtsnationalen Bildsprache deutlich als Kind seiner Zeit: Der militärisch wirkende Sämann im Waffenrock, bäuerliche Motive sowie die idealisierte Familiendarstellung sind typisch für die Entstehungszeit.
Ob Kunst oder Kitsch – diese Bewertung bleibt jedem Betrachter selbst überlassen - um ein interessantes historisches Zeugnis handelt es sich allemal, dessen genauere Einordnung noch aussteht.
Liane Manseicher
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